In dieser Serie veröffentlichen wir 14 Fragen und Antworten aus dem Gespräch mit Locals und Globals aus der HipHop-Szene. Heute mit DJ Ace.

DJ Ace ist einer der wenigen DJs aus der Schweiz, der es zu internationalem Erfolg gebracht hat. Seine Discografie zeichnet sich durch abenteuerliche Storys in den letzten 25 Jahren aus. Der Basler mit Jahrgang 1974 ist kein bisschen Müde wenn es darum geht, ganz vorne im Musik-Business mitzumischen. 14K hat mit Ace gesprochen.

  • DJ Ace, wie kommst du zu deinem Namen?
    Der Name entstand 1986 und setzt sich aus den Initialen meines bürgerlichen Namens zusammen, ergänzt durch den Buchstaben E, der vom lateinischen «ecce homo» kommt – da hatte ich meine Konzentration in der Schule kurz auf den Unterricht richten können – und bedeutet «siehe, welch ein Mensch», frei übersetzt also so viel wie «nimm dir ein Beispiel an AC». Daneben ist ein As natürlich die höchste Spielkarte und der Toppilot der Flugstaffel, quasi das Mass aller Dinge. Diesem Namen Ehre zu machen war mir als HipHop-Aktivist stets ein Ziel, in dem ich als DJ halt diverse Meistertitel holte und als Writer andere burnte.
  • Wer bist du, wenn du nicht als DJ Ace hinter den Decks stehst?
    Ein anderer, moderaterer Ace, der die Krone abgelegt hat, der aber ebenso ambitioniert ist.
  • Wo warst du letztes Wochenende?
    Freitag Nacht war ich in Frankreich, Samstag und Sonntag war ich in meiner Crêperie «I love Crêpes» an der Steinen in Basel.
  • Welches Projekt läuft zu Zeit bei dir?
    Das Hauptgewicht liegt momentan klar beim «I love Crêpes», dann bei den Musikproduktionen, zu denen ich zur Zeit leider nicht näher eingehen darf.
  • Was war dein grösster Tiefschlag?
    Tiefschläge habe ich immer wieder erlebt. Welcher der grösste ist, kann ich nicht sagen. Dazu gehören aber bestimmt emotional bedingte Tiefschläge, wenn Leute ihre Deals und Versprechen nicht einhalten.
    Während der Zeit in New York war ein grosser Tiefschlag die Kündigung des ganzen Teams bei Columbia Records/Sony Music, das sich meiner angenommen hatte. Das geschah tatsächlich wie wir es von den Movies kennen von heute auf morgen. Aber sehe mich als Stehaufmännchen, der  sich trotz Tiefschlägen seiner Linie treu bleibt.
  • Wann hast du zum ersten Mal etwas von 14K gehört?
    Hmmm… 1988 glaube ich. Ich habe noch immer eine der ersten Ausgaben im Regal stehen. Hier noch Ultrabigprops an Ducal Daddy Fresh, der durch seine Initiave vieles in der damaligen Schweizer HipHop Szene beigetragen und die Bewegung damit positiv beeinflusst hat!
  • Was ist Dein Werkzeug? Vinyl oder Digital?
    Mein Werkzeug ist mein Gehirn und mein Kampfgeist und Gewinnerinstinkt! Mein bester Freund spielt kein Monopoly mehr mit mir durch meine Art, wie ich es zu pflegen weiss, wenn’s ums gewinnen geht.
    Ich benutze Serato Scratch mit Serato-Vinyl. Der Sound ist bestimmt weniger warm als mit Vinyl jedoch tue ich meinem Rücken einen riesigen Gefallen, da ich nur noch ca. zehn statt 50 Kilo an Records tragen muss. Daneben bietet Serato viele Möglichkeiten, kreativere Sets zu performen. Wer also Interesse an meiner Vinylsammlung hat, soll sich bei mir melden…
  • 1996 hast du an einem Run DMC Konzert das DJ-Pult besetzt und dein Set gespielt. Bist Du noch immer ein bisschen Pirat?
    Diese Aktion war ein Wendepunkt in meiner Karriere. Dadurch wurde ich Resident DJ in einem Top Basler Club und das war ein Sprungbrett national und international als DJ tätig zu sein. Ich denke, dieses Piratendasein schwindet nie dahin. Natürlich wird man mit dem Alter bedachter. Aber je nach Situation kann der Pirat im guten Sinne wieder hervorkommen.
  • Du wohnst in Zürich. Sas macht ein Basler in Zürich? Ist der Flughafen näher oder die Leute cooler?
    Keine Ahnung, was der Basler in Zürich macht…vielleicht erfreut sich der Basler über den ewig besiegtem FCZ oder GC. Da ich Fenerbahce Supporter bin, geht diese Freude an mir vorbei.  Ich selbst fühle mich in Basel und in Zürich gleich wohl.
  • Du warst in Frankreich, in den USA und der Türkei unterwegs. Warum zieht es dich immer wieder in die Schweiz zurück?
    Ich war auch in China, Kosova, Serbien, Ungarn, Schweden und natürlich in Deutschland unterwegs. Gewohnt habe ich in den USA und in der Türkei. Diese Aufenthalte mussten wahrscheinlich sein und wurden so von mir gewählt, um meinen Horizont zu erweitern – privat und als DJ. Schliesslich hatte ich diese Entscheidungen gefällt, nachdem ich alle meine Träume und Ziele, die ich mir seit 1986 setzte, erreicht hatte und in der Schweiz nichts mehr zu holen war.
  • Hättest du als dreifacher DMC Champion (1996, bis 1998) heute noch eine Chance in grossen DJ Contests?
    Ja. Jeder hat immer eine Chance. Es gilt nur, den Fokus auf das Gewünschte zu richten. Wie angedeutet, kann ich Niederlagen nur schwer verdauen. Ausserdem ist die Technik zwar seither extrem vorangeschritten, aber der Stil und die Seele an DJ- (und anderen) Contests lässt zu wünschen übrig.
  • Ist die heutige HipHop-Bewegung eine Bessere als die in den 1980ern, die politisch und aus der Armut geprägt war?
    Eine heutige HipHop-Bewegung gibt es nicht mehr. Eine Bewegung, wie sie die ältere Generation noch kennt, ist verpufft und wurde Opfer von der Industrialisierung und daher gibt es keinen Vergleichswert. Der HipHop damals erklärt sich schon in der Fragegebung: Viele HipHop-Aktivisten stammten aus einer Minderheit, Menschen mit Migrationshintergrund, die – mit mir als Beispiel – eher in ärmlicheren Verhältnissen aufgewachsen sind und durch HipHop wachsen und sich in der Gesellschaft positionieren konnten.
    Die Location für mein «I love Crêpes»-Geschäfts mit Toplage an der Steinen habe ich beispielsweise bekommen, weil der Vermieter früher zu DJ Ace-Beats breakte und meine Partys besuchte – und nicht durch die Kontakte meine Familie.
  • Du selbst bezeichnest dich als Geschäftsmann. Muss man das sein um im Musik-Business voran zu kommen?
    Ein guter Geschäftssinn ist mit Sicherheit von Vorteil. Ich bin sicher, dass ich trotz langer Szenenabstinenz in der Schweiz mehr Geld generiere als andere in derselben Kategorie. Das beste wäre es natürlich, ein Managment zu haben, das sich um das Geschäftliche kümmert, so dass sich der Künstler eben auf das künstlerische konzentrieren kann und frei von den nervenden und zum Teil peinlichen Preisverhandlungen und Heucheleien sein kann.
  • Zweifelsohne schafft nicht jeder, was du im internationalen Business geschafft hast. Würdest du etwas anderes machen wenn du nochmal 25 Jahre zurück könntest?
    Das stimmt, das schafft nicht jeder! (grinst) Ich fühle mich glücklich und weiss die Vergangenheit zu schätzen. Aber ich schaue lieber in die Zukunft und überlege mir, was ich in Zukunft noch machen kann, um weiterhin Erfolge verbuchen zu können.

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